Lost Place gerettet

200 Hektar verwildertes Gelände, von Vandalen zerstörte Gebäude, Müllberge – dazu Denkmal- und Naturschutzauflagen. Als Beate und Georg Hoffmann 2006 erstmals von der „Problemimmobilie“ in Beelitz erfuhren, waren sie wenig begeistert. Dann besuchten sie das Areal, entdeckten den besonderen Reiz der Beelitzer Heilstätten, tauchten in die bewegte Geschichte der Anlage ein und wagten die Investition. Dank ihnen wurde aus dem „Lost Place“ ein touristischer Magnet in Brandenburg.

1.000.000+ Gäste

Gerade haben Beate und Georg Hoffmann ihren millionsten Gast begrüßt. Allein im Juni kamen 54.000 – ein neuer Rekord. Am 11. September feiern sie das fünfjährige Bestehen ihres Baumkronenpfades „Baum und Zeit“, sie blicken stolz auf das Erreichte zurück und voller Ideen in die Zukunft. „In zehn Jahren werden wir einer der bekanntesten Parks Deutschlands sein“, ist Georg Hoffmann überzeugt, „und in fünfzig Jahren vielleicht zum Baukulturerbe gehören.“ Die Bedingungen jedenfalls seien perfekt, findet er.

Erleben und Staunen

Baumkronenpfad
Der 800 Meter lange Baumkronenpfad verläuft etwa 20 Meter in der Höhe.

„Wir wollen ein Ausflugsziel für die ganze Familie sein“, erzählt Beate Hoffmann. „Unsere Gäste können bei uns in eine andere Welt eintauchen, den Alltagsstress vergessen und entschleunigen.“ Wer den Park betritt, der erlebt eine besondere Verbindung von Natur, Architektur und Geschichte – sogar wenn er am Boden bleibt. Einmalig wird das Erlebnis durch den Perspektivwechsel, den der etwa zwanzig Meter über dem Boden verlaufende Pfad durch die Baumwipfel ermöglicht. Den noch besseren Überblick – und bei gutem Wetter eine Sicht bis Berlin – bietet der vierzig Meter hohe Aussichtsturm.

Bewegte Geschichte

Die halb zerfallenden Gebäude, die Besucher nicht nur von oben bestaunen, sondern in geführten Touren auch von innen besichtigen können, gehörten einmal zu den Beelitzer Heilstätten. 1902 als Klinik und Sanatorium für Lungenkranke eröffnet, suchten hier tuberkulosekranke Arbeiter Behandlung und Erholung. In beiden Weltkriegen wurde das Areal dann als Lazarett für verletzte Soldaten genutzt. Nach 1945 besetzte die Sowjetarmee die Gebäude, ab 1994 waren es vor allem Obdachlose und Drogenabhängige. Das Gelände lag lange brach, bevor Beate und Georg Hoffmann es mit ihrer Idee wieder zum Leben erweckten.

Einmalige Chance

Georg Hoffmann bezeichnet sich als „Vollblutprojektentwickler“, er liebt die Herausforderung. Nach der Wende hat er angefangen, in den Neuen Bundesländern Immobilien und einen Gewerbepark zu entwickeln. Seine Frau ist gelernte Gymnastiklehrerin „mit einem Faible für Gestaltung, Show und Tanz“. Beide stammen aus der Eifel. Von der Großinsolvenz des vorherigen Investors erfuhren sie 2006 mehr oder weniger durch Zufall von einem Familienmitglied. „Es war eine einmalige Chance“, resümiert Beate Hoffmann. Sie wagten den Neustart und zogen von der Eifel nach Potsdam-Mittelmark. Heute wohnen sie sogar in einem der sanierten Pavillons auf dem Gelände. „Es ist wunderschön hier. Wir haben die Entscheidung nicht bereut“, sagen beide.

Viel investiert

In den Bau des Baumkronenpfades, die infrastrukturelle Erschließung und teilweise Sanierung der Gebäude haben Hoffmanns bereits 14 Millionen Euro investiert. Die MBG ist eine stille Beteiligung über eine Million Euro eingegangen, auch die Berliner Volksbank und die Bürgschaftsbank begleiten den Weg der Unternehmer. Das Engagement half beim Ausbau: So wurde der Pfad in diesem Jahr auf 800 Meter verlängert und um eine Riesenhängematte sowie eine Sky Boa ergänzt, eine Art Klettertunnel, der sich um den Pfad schlängelt. Ein neues Kassensystem befindet sich im Aufbau und auch der neue Gastronomiebereich steht kurz vor der Fertigstellung. Auf ihrem bisherigen Erfolg ausruhen, wollen sich Beate und Georg Hoffmann nicht. Es gebe noch viel zu tun, sagen sie.

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