Pressekonferenz: erstmals wieder 100 Mio. Euro neu verbürgt

Krisen, vorsichtige Kreditinstitute & Nachfolgefinanzierungen steigern Nachfrage nach Bürgschaften: Erstmals seit 2010 wieder mehr als 100 Millionen Euro neu verbürgte Kredite.

Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise sowie Nachwirkungen der Pandemie, gestörte Lieferketten und ein verändertes Zinsumfeld haben die brandenburgische Wirtschaft im vergangenen Jahr stark verunsichert. Diese Krisen und dadurch simultan deutlich vorsichtiger werdende Kreditinstitute haben die Vorhabensfinanzierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Ausgleich der Kriseneffekte erschwert. Die wachsende Nachfrage nach Bürgschaften 2022 liegt jedoch nicht ausschließlich in den Krisen begründet. Getrieben wurde das Wachstum erneut insbesondere durch Unternehmensnachfolgen und deren hohe Verkaufspreise. Jede dritte ausgereichte Bürgschaft unterstützt eine Unternehmensnachfolge. Erstmals seit 2010 und den Nachwehen der damaligen globalen Finanzkrise durchbricht das Volumen der neu verbürgten Kredite wieder die 100 Millionen-Euro-Grenze.

Fast 14 Prozent Zuwachs

2022 übernahm die Bürgschaftsbank insgesamt 219 Bürgschaften mit einem Kreditvolumen von 101 Mio. Euro. Das entspricht einer Steigerung von knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr (199/89 Mio. Euro). Damit entwickelt sich die Bürgschaftsvergabe in Brandenburg entgegen dem bundesdeutschen Trend (-1 Prozent). „In unsicheren Zeiten werden Bürgschaften interessanter. Die Schmerzen der Krise sind jetzt deutlich spürbar. Wir verzeichnen trotz unseres Wachstums auch steigende Ausfälle. Die Insolvenzwelle ist zwar noch ausgeblieben, aber wir bemerken besonders in der Industrie bereits Arbeitsplatzverluste“, erklärt Dr. Miloš Stefanović, Sprecher der Geschäftsführung der Bürgschaftsbank Brandenburg mit Sitz in Potsdam.

700 neue Arbeitsplätze

Mit den vergebenen Bürgschaften konnten Brandenburger Unternehmen 172 Mio. Euro in ihre Vorhaben investieren. In 2022 verbürgte Unternehmen schufen fast 700 neue Arbeitsplätze. Zum 31. Dezember 2022 zählt die Bürgschaftsbank Brandenburg 1.544 Bürgschaften und Garantien im Bestand für Kredite und Beteiligungen in Höhe von 396 Mio. Euro (Vorjahr: 377 Mio. Euro). Das ist ein Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deutlich gestiegen ist der durchschnittliche Kreditbetrag mit 447.000 Euro.

Starkes Handwerk, schwacher Handel

Starke Verschiebungen brachte das Geschäftsjahr bei der Branchenverteilung der ausgereichten Bürgschaften. 28 Mio. Euro – und damit deutlich mehr als ein Viertel des gesamten Bürgschaftsvolumens – ging an Handwerksunternehmen. Das sind zehn Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Ebenfalls stark gewachsen ist die Bürgschaftsnachfrage aus der Industrie (+ 10 Mio. Euro). Deutlich abgeschwächt hat sich der Bedarf an Bürgschaften bei Unternehmen aus dem Handel (ca. -8 Mio. Euro). Für Gastgewerbe (10 Prozent), Informations- und Dienstleistungsbetriebe (17 Prozent) sowie Freie Berufe (6 Prozent) verzeichnet die Bürgschaftsbank eine relativ stabile Nachfrage.

Brandenburg GO

Neu gestartet ist im Juni 2022 ein weiteres Programm zur Unternehmensfinanzierung für Gründer und Unternehmensnachfolgen. Brandenburg GO ist ein neues, verbürgtes Kreditangebot, bestehend aus zinsverbilligtem Förderdarlehen der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), das zusätzlich mit einer bis zu 80-prozentigen Bürgschaft der Bürgschaftsbank Brandenburg GmbH abgesichert ist. Existenzgründungen und Nachfolgen können mit einem Gesamtkapitalbedarf von bis zu 250.000 Euro gefördert werden. Brandenburg GO ist für Existenzgründerinnen und -gründer besonders interessant, da es folgende Vorteile aufweist: Der Zinssatz ist gegenüber herkömmlichen Darlehen vergünstigt. Über die 80-prozentige Bürgschaft für die Hausbank werden fehlende bewertbare Sicherheiten ersetzt, womit die Wahrscheinlichkeit einer Darlehensgewährung steigt. Die Bürgschaftsbank Brandenburg übernimmt die Vorprüfung des Antrages und senkt die Gesamtbearbeitungszeit in der Regel auf fünf Tage. Es gibt keine Beschränkung bei den geförderten Kostenarten (100 Prozent Betriebsmittel möglich).

7. Platz bundesweit

Insgesamt haben alle Bürgschaftsbanken in Deutschland 2022 kleine und mittelständische Unternehmen mit mehr als 4.800 Bürgschaften mit einem Volumen von 1,93 Mrd. Euro unterstützt. In jedem Bundesland arbeitet eine Bürgschaftsbank. Brandenburg belegt sowohl nach Stückzahl als auch nach Bürgschaftsvolumen im Vergleich der Bürgschaftsbanken bundesweit den 7. Platz. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt würde das Land Brandenburg Platz elf belegen.

Neue Bürgschaftsobergrenzen

Um kleine und mittlere Betriebe bei notwendigen Investitionen zu unterstützen und der wachsenden Zurückhaltung bei der Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen entgegenzuwirken, sind seit Januar 2023 die Fördermöglichkeiten in Brandenburg über die Bürgschaftsbank und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft deutlich gestärkt.

Seit Januar 2023 kann die Bürgschaftsbank Bürgschaften für Unternehmenskredite von bis zu 2,5 Mio. Euro übernehmen. Bislang lag die Kreditobergrenze bei 1,5 Mio. Euro. Im Rahmen des Landesbürgschaftsprogram¬mes für den Mittelstand kann die Bürgschaftsbank Brandenburg durch die Anhebung der Obergrenzen durch das Finanzministerium des Landes Brandenburg nun sogar Kredite bis zu 4 Mio. Euro verbürgen. Neben der deutlichen Erhöhung der Bürgschafts- und Beteiligungsobergrenze sind weitere Erleichterungen vereinbart, die zu mehr Effizienz und schnelleren Entscheidungen führen sollen.

Die Anhebung war durch die Verbesserung der Rückbürgschafts- und Rückgarantieerklärungen des Bundes und des Landes Brandenburg möglich. Bund und Land übernehmen zu 52 Prozent die ausgefallenen Kredite und Beteiligungen und ermöglichen so ein erweitertes Engagement der Bürgschaftsbank – besonders bei Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen. Alle fünf Jahre werden die Rahmenbedingungen der entsprechenden Verträge zwischen Bund, Ländern und Bürgschaftsbanken neu ausgearbeitet. Die aktuelle Förderperiode begann am 1. Januar 2023 und läuft bis zum 31. Dezember 2027.

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