Der Star unter den Nüssen

Zur Winterzeit kommt sie bei fast jedem auf den Tisch – lose auf dem Knabberteller, als Zutat in Kuchen und Dekoration auf Plätzchen. Außen hart, innen nährstoffreich und lecker: die Walnuss. Für Vivian Böllersen dreht sich das ganze Jahr alles um die Nuss. Sie hat ein Unternehmen gegründet, das die gesamte Wertschöpfungskette der Walnuss abdeckt, vom Anbau, über Ernte und Verarbeitung bis zu Beratung und Verkauf. Nebenbei sammelt sie wichtiges Wissen, das bislang in Deutschland fehlt.

Bei Vivian Böllersen dreht sich alles um die Walnuss.

Wenn Vivian Böllersen von Walnüssen spricht, gerät sie ins Schwärmen. „Aus meinem Alltag ist die Walnuss nicht mehr wegzudenken. Es ist gesund und sinnvoll, Walnüsse das ganze Jahr über zu konsumieren“, sagt sie und weist auf den hohen Ölgehalt und die guten Fettsäuren hin. Walnüsse enthalten viel Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend und blutdrucksenkend wirken. Außerdem punktet die Frucht mit Mineralien wie Calcium, Eisen, Magnesium, Kalium, Zink und Vitaminen wie Vitamin E, Vitamin B6 und Vitamin C. Der Verzehr werde nicht umsonst von Ärzten empfohlen, sagt die Landwirtin.

Damit Berliner und Brandenburger mit regional gewachsenen Walnüssen versorgt werden können, hat sie vor acht Jahren in Velten, nordwestlich von Berlin, 200 Walnussbäume gepflanzt. 30 verschiedene Sorten sind darunter – so will sie ermitteln, welche Sorte im Brandenburger Sand besonders gut gedeiht. Die jungen Bäume geben noch wenig Ernte, aber der Anfang ist gemacht. Momentan sind die Super- und auch Biomarktregale mit Nüssen aus Kalifornien, Chile oder Australien gefüllt. Deutsche Walnüsse sucht man oft vergeblich. Glücklich kann sich schätzen, wer einen eigenen Nussbaum im Garten hat. Dass auch alle anderen deutsche Walnüsse erwerben können, daran arbeitet Böllersen jeden Tag.

Aufgewachsen ist sie in Berlin-Neukölln, mit Landwirtschaft hat in ihrer Familie niemand was zu tun, erzählt sie. Für ihr Studium hat es sie aus der Hauptstadt in die Kleinstadt gezogen: In Eberswalde hat sie Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung studiert. Sie lernte viel über Bodennutzung, Umweltschutz, Ernährungssysteme, ökologischen Obst- und Gemüseanbau und Agrarmarketing. Schon damals fiel ihr negativ auf, dass die Walnuss im Lehrplan überhaupt nicht vorkam. Ihre Masterarbeit widmete sie daher komplett der hartschaligen Frucht. Ihr Ergebnis: „In Deutschland findet kein relevanter wirtschaftlicher Anbau der Walnuss statt, obwohl eigentlich nichts dagegenspricht. Es mangelt bisher an Wissen für Walnuss-Dauerkulturen“, erklärt sie. Deshalb entschloss sie sich nach ihrem Abschluss, dieses Wissen selbst zu generieren. 2015 gründete sie ihren eigenen Landwirtschaftsbetrieb.

Voll von Mineralien und Vitaminen: Frische Walnüsse.

Anschließend begann die mühselige Suche nach geeignetem Land. Passende Grundstücke waren selten und auch die Finanzierung gestaltete sich schwierig. „Die Banken waren meinem Vorhaben gegenüber eher abgeneigt“, erinnert sich Böllersen. Eine schnelle Rendite sei bei Bäumen eben nicht zu erwarten. Erst als sie auf die Ökonauten traf – eine Genossenschaft, die sich dem ökologischen Landbau verschreibt –, ging es voran. Sie kauften ein 4,5 Hektar großes Stück Land und verpachten es seitdem an Vivian Böllersen. Bis ihre eigenen Bäume richtig ausgewachsen sind und große Mengen Nüsse produzieren, verarbeitet sie die Nüsse, die ihr Baumbesitzer aus ganz Deutschland verkaufen. In der gerade neu fertiggestellten Werkhalle werden die Nüsse geknackt und gelagert. Mit lokalen Partnern entstehen anschließend verarbeitete Nussprodukte, etwa Walnussmus, Walnussöl, Walnusssenf, Walnussshampoo, gebrannte und schokolierte Nüsse. Die verkauft sie in ihrem Hofladen, auf regionalen Märkten und über ihren Onlineshop.

2022 haben Böllersen und ihr 5-köpfiges Team gut sieben Tonne Nüsse verarbeitet – dieses Jahr sollen es bis zu zehn Tonnen werden. Ein weiteres Gebäude auf ihrem Hof wird gerade saniert. In den Ausbau ihres Unternehmens investiert sie 250.000 Euro – unterstützt wird sie dabei von der Bürgschaftsbank Brandenburg. Interessant für Walnussbaumbesitzer aus Berlin und Brandenburg: Vivian Böllersen und ihre Walnussmeisterei bieten das Knacken als Dienstleistung an. Privatleute können ihre Nüsse zur professionellen Knackmaschine bringen und mit den Kernen wieder nach Hause fahren. Gerade vor Weihnachten ein sehr beliebter und in der Region einzigartiger Service.

Fotos: Andreas Friese

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