Snickerstorte und Zucchinispirelli

Im Juni 2017 eröffnete in direkter Nachbarschaft zur Brandenburger Straße, der Flaniermeile in Potsdams Zentrum, ein neues Café. 50 Quadratmeter, Platz für 30 Gäste, gemütliche blaue Loungesofas vor einer rötlichen Backsteinwand. Es gibt Kekse und Kuchen, aber auch Suppen, Salate, Pasta und belegte Brote. Ganz normal? Nicht ganz. Denn im Café Rosenberg werden keine tierischen Produkte verwendet – keine Eier, keine Kuhmilch, keine Butter, kein Honig. „Bei uns ist alles vegan“, sagt Inhaberin Katharina Rosenberg-Ehrl.

Vegan und selbstgemacht. Mit diesem Konzept ist Rosenberg-Ehrl zurzeit noch allein in Potsdam. Die meisten Restaurants und Cafés bieten mittlerweile zwar einige vegetarische, manche auch vegane Speisen an, das Café Rosenberg aber ist das einzige, das komplett vegan betrieben wird. Rosenberg-Ehrl zieht nach dem ersten Jahr ein positives Fazit: „Wir haben schon viele Stammgäste gewonnen.“ Es kämen Potsdamer und Touristen, Fleischesser und Vegetarier, junge und alte Menschen. „Es ist eine bunte Mischung“, findet Rosenberg-Ehrl.

In ihrer Küche ist alles vegan: Katharina Rosenberg-Ehrl

Auch ohne Butter und Eier lässt sich lecker backen, ist sie überzeugt. Ihr Apfelstreuselkuchen sei sehr beliebt, auch ihre Snickerstorte gehe immer gut. Vegane Aufstriche stellt sie selbst her, Spirelli werden aus Zucchinis gedreht, den Kaffee gibt es mit Hafer- oder Nussmilch. Der Genuss stehe im Vordergrund, nicht die Weltanschauung. „Niemand soll hier bekehrt werden“, sagt Rosenberg-Ehrl, „die Gäste sollen sich wohlfühlen.“ Sie mag es überschaubar und gemütlich, sie sucht den persönlichen Kontakt zu ihren Kunden und tauscht sich gern mit ihnen aus. Hinten im Laden verschmelzen Küche und Theke miteinander, alles ist offen einsehbar. „Wir kochen und backen direkt vor den Augen unserer Gäste“, sagt sie. „Alles frisch und handgemacht.“

Schon als Kind habe sie bei Familienfeiern gern die Verwandten bewirtet, erzählt Katharina Rosenberg-Ehrl. Mit 18 Jahren hat sie ihre Schank- und Speisengenehmigung erhalten und anschließend in unterschiedlichen gastronomischen Betrieben in Berlin und Brandenburg gearbeitet. „Ich war auch bei 16-Stunden-Schichten noch mit Leidenschaft dabei“, erzählt sie. Ein eigenes Café war immer der Traum. Da sie selbst seit vier Jahren vegan lebt, hätte sie sich kein anderes Konzept für ihr Café vorstellen können.

Mit ihrem Enthusiasmus hat Rosenberg-Ehrl auch die Bürgschaftsbank für sich gewonnen; die Bank hat den Kredit für die Einrichtung und Eröffnung des Cafés abgesichert. „Ohne die Bürgschaftsbank wäre es nicht gegangen“, sagt Rosenberg-Ehrl. Einige Banken hätten sie wegen fehlender Sicherheiten abgelehnt. „Die Bürgschaftsbank ist für mich eingetreten“, erzählt sie. Im September eröffnet Rosenberg-Ehrl nun bereits ihr zweites Café – zeitgleich mit der neuen Crossfitbox an der Neuendorfer Straße in Potsdam-Drewitz. Das Angebot wird sich an den Bedürfnissen der Sportler orientieren – „mehr Proteindrinks und Smoothies“ – aber weiterhin alles vegan. Und die Pläne für die Zukunft reichen noch weiter. „Man braucht drei Läden zum Wohlfühlen“, scherzt Rosenberg-Ehrl. Was sie sich vorstellt? „Vielleicht ein Café in Babelsberg oder eins in Westberlin.“

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